Seit knapp drei Wochen läuft die aktuelle Bundesliga-Saison
wieder. Und was eignet sich besser als leichter Einstieg, um den Blog wieder
aus der Sommerpause zu befördern? Leicht abstrahiert können viele Prinzipien
des Lean Managements auch in der Welt des Fußballs als Erfolgsfaktoren
herhalten. Manche Vereine die diese Prinzipien missachten, verspüren schon
jetzt die Folgen des Fehlverhaltens. Im Folgenden werde ich versuchen einige
Beispiele für misslungenes, aber auch für gutes Management zu präsentieren.
PDCA bei Spieler-Transfers
Nichts hat die Fans in den spielfreien Monaten so sehr
bewegt wie die Spielertransfers der
Bundesligaclubs und die dazugehörigen Gerüchte. Ziel eines jeden Transfers ist
es den bestehenden Kader (perspektivisch) zu verbessern. Das Instrument bei
kontinuierlichen Verbesserungsvorhaben ist der PDCA Kreislauf von Deming, bestehend aus den Phasen Plan, Do, Check, Act. Richtig
angewendet kann diese Methodik auch bei Spielertransfers von großem Nutzen für die
Vereine sein.
Abstrahieren wir nun den PDCA Zyklus: Ein adäquates
Verhalten wäre es gewesen, wenn sich Vereine zunächst auf den Positionen
verstärken, auf denen akuter Handlungsbedarf besteht (Phasen Plan und Do) dann
in Testspielen evaluieren ob der Spielerkader die gewünschte Reife besitzt
(Check) und dann gegebenenfalls nachbessern (Act), womit der Kreislauf wieder
von neuem beginnt. Einige Vereine haben bei ihren Transfers Praktiken an den
Tag gelegt, die sich zum Teil jetzt schon rächen oder später Konsequenzen nach
sich ziehen könnten. Diese Vereine haben zum Teil den Zyklus nur einmal
durchlaufen und dann keine Gelder mehr für eine Wiederholung des Zyklus (Hannover
96, VFB Stuttgart). Ausfälle von Spielern wirken sich dabei fatal aus, genauso
wie Leistungsabfälle oder Fehleinschätzungen transferierter Spieler. Andere
Vereine (Werder Bremen, Hamburger SV) orientieren sich bei ihrem
Transferverhalten eher an den Prinzipien des Business Process Reengineering,
sie suchen die perfekte Lösung und haben keinen iterativen Zyklus sondern
lediglich die zwei Phasen „planen“ und „handeln“. Dies führt dazu, dass zukünftige Spieler
nicht eingespielt sind, weil sie die Saisonvorbereitung nicht mitmachen können und
Mitspieler ungewiss über ihre Zukunft gelassen werden. Als positives Beispiel
kann Freiburg herhalten, die sich zunächst auf den vakanten Positionen
verstärkt haben und jetzt noch über genügend Reserven verfügen um nach einem durchwachsenen Start nochmals zu handeln. Der tschechische Jungstar Vladimir
Darida steht kurz vor einem Transfer in den Breisgau.
Dezentrale Steuerung einer Organisation
Dass sich Organisationen nicht immer Top-Down steuern lassen, bekam insbesondere der Hamburger SV zu spüren.
Frühzeitig wurde dort von Trainer und Management angekündigt sich von einer
Vielzahl von Spielern trennen zu wollen (welche augenscheinlich gerne beim HSV bleiben würden),
leider gelang es den Hamburgern lediglich sich von dem ewigen Talent Marcus Berg zu
trennen. Die verbliebenen Spieler machen nun Stunk gegen Trainer und
Management, blockieren Transfers und trüben die gesamte Stimmung im Kader.
Damit erreichen sie das, was Trainer Thorsten Fink (in anderer Weise) schon seit
einem Jahr versucht: Sie nehmen Einfluss auf die Leistungsbereitschaft ganzer
Mannschaftsteile – Der HSV konnte bisher nur einen Punkt aus den ersten zwei
Spielen verbuchen, auch das Weiterkommen in der ersten Runde des DFB Pokals war
trotz 4:0 Endergebnis eher schmeichelhaft.
Kundenorientierung
Auch bei den Bayern ist nicht alles Gold, was glänzt. Uli Hoeneß hatte bereits verkündet, dass der FC Bayern kein
Geld mit Stadiongängern verdient. Ein nächster logischer Schritt ist nun getan:
Um die Stimmung zu glätten und ein geregelteres Stadionerlebnis zu schaffen dürfen
viele Fans beim FC Bayern nicht mehr in die Südkurve, da dort nun Drehkreuze
stehen. Diese verhindern, dass frenetischere Anhänger die Kurve wie bisher als
Treffpunkt benutzen. Genauso wurden Auswärtsdauerkarten gestrichen und viele
bayerische Fans, die ihrer Mannschaft überallhin folgten werden nun durch lokale
Sympathisanten in gegnerischen Gefilden ausgetauscht. Dies bedeutet zwar, dass
Heimspiele sicherer werden und auch damit verbundene Kostenfaktoren niedriger
werden. Aber dadurch wird auch die (ohnehin schon maue) Stimmung in München
weiter absinken und auch bei Auswärtsspielen wird es ruhiger werden.
Fanartikelabsätze gehen zurück und ein Unterschied zwischen Heim-und
Auswärtsspiel wird es bald für die Bayern nicht mehr geben. Fanprojekt
Koordinator Thomas Emmes sieht die Fankultur bei Bayern München „kurz vor dem
Absturz“. Kundenorientierung sieht anders aus oder will der FC Bayern diese
Leute garnicht als Kunden?
Die Bundesliga bleibt auf jeden Fall spannend, kippt die
Stimmung in Hoffenheim, so wie beim HSV? Können sich Dortmund und Bayern diese
Saison ein spannendes Rennen liefern und wie schneiden die Mannschaften im
internationalen Vergleich ab? Ich wünsche Ihnen allen viel Spaß bei der schönsten
Nebensache der Welt ;-)