Ich möchte Ihnen anhand einer kleinen Anekdote ein Problem aufzeigen, dass mir immer wieder begegnet und eigentlich unabhängig von Hierarchiestufen oder Branchen auftritt. Letzten Freitag habe ich einen Vortrag gehalten, der von einer kleinen Diskussion im Publikum überlagert wurde. Die Diskussion folgte auf eine Zwischenfrage eines Mitarbeiters einer Baufirma – Im Anschluss stellte sich heraus, dass er (offensichtlich seit Jahren) sein Aufgabenspektrum anders definiert als sein Chef (der auch im Publikum saß).
Der Mitarbeiter erachtete Preisverhandlungen und –vergleiche
auch als Teil seiner Arbeit, sein Chef wollte eigentlich, dass er nur
Bestellungen beim Einkauf aufgibt. Die Folge sind längere Bestellzeiten, weniger
Arbeitsaufkommen beim Einkauf und eine Verschiebung der übrigen Tätigkeiten des
Mitarbeiters nach hinten. Außerdem ist davon auszugehen, dass der Mitarbeiter
nichts über Sonderkonditionen des Einkaufs bei speziellen Händlern weiß und
demnach viele seiner Preisrecherchen spätestens beim Einkauf revidiert werden
und eigentlich vertane Zeit sind.
Lösung für solche Dilemmata können regelmäßige
Job-Umfangs-Audits sein, ein sinniger Turnus für solche Analysen wäre beispielsweise
1 Jahr. Dabei werden die Aufgaben eines Mitarbeiters und ihre Priorisierungen
aus drei Sichten beschrieben. Wichtig dabei ist, dass die unterschiedlichen Personen durch
einen Unabhängigen befragt werden und die drei Sichten getrennt
voneinander aufgenommen werden.
Sicht 1 ist die Sicht des Mitarbeiters auf seinen Job und
die damit verbundenen Aufgaben sowie die Prioritäten unterschiedlicher
Aufgaben. Idealerweise werden noch zeitliche Aufwendungen für die verschiedenen
Aufgaben abgefragt (und wenn möglich: vorher auch aufgenommen).
Sicht 2 ist die Sicht des Vorgesetzten auf den Job seines
Mitarbeiters. Was sind seine Aufgaben und wie sind diese aus Sicht des
Vorgesetzten zu priorisieren?
Sicht 3 ist die Sicht eines neutralen Dritten, der sich auf
einer ähnlichen Hierarchieebene wie der Mitarbeiter des Audits befindet, evtl.
sogar direkt mit dem Mitarbeiter an einer Aufgabe zusammenarbeitet oder eine
identische Position bekleidet.
Nun werden die unterschiedlichen Sichtweisen verglichen und
Unstimmigkeiten/Unterschiede identifiziert. Wichtig ist dabei, dass nicht
sofort versucht wird unterschiedliche Auffassungen des Mitarbeiters an die
Vorstellungen seines Vorgesetzten anzupassen. Vielmehr sollte es ein
entspanntes und offenes Gesprächsklima ermöglichen herauszufinden, warum der
Mitarbeiter Aufgaben ausführt, die eigentlich nicht für ihn vorgesehen waren
oder anders ausführt als ursprünglich geplant. Vielleicht kann der Chef aber (bspw.
durch fehlendes fachliches Know-How) auch einfach Aufgaben seiner Mitarbeiter
nicht realistisch einschätzen.
Die Gründe für unterschiedliche Auffassungen bei dem Umfang
des Jobs können vielseitig sein. Vielleicht können interne Dienstleister nicht
schnell genug auf bestimmte Situationen reagieren oder arbeiten nicht gerne mit
gewissen Mitarbeitern zusammen – die Folge ist, dass der Mitarbeiter diese
Aufgabe einfach selbst übernimmt. Eventuell hat aber der Mitarbeiter selbst
auch beispielsweise andere Präferenzen bei Bestellungen als der Einkauf (Qualität vs.
Kosten) und versucht diese durch seine Vorarbeit durchzusetzen.
Finden Sie heraus, wie ihre Mitarbeiter arbeiten und schaffen Sie Transparenz. Denn 10 Leute mit der gleichen Job-Beschreibung und den selben Aufgaben werden 10 unterschiedliche Wege finden diese Jobs auszufüllen und auszuführen.
Finden Sie heraus, wie ihre Mitarbeiter arbeiten und schaffen Sie Transparenz. Denn 10 Leute mit der gleichen Job-Beschreibung und den selben Aufgaben werden 10 unterschiedliche Wege finden diese Jobs auszufüllen und auszuführen.
Sehen Sie das als Chance interne Prozesse zu hinterfragen
und Standards dort zu finden, wo sie wirklich Sinn machen und im Moment noch
fehlen.
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