Nachdem der erste Post etwas abstrakt war, wenden wir uns nun
einem Konzept zu, das jeder kennt. Selbst Personen, die wenig mit Lean
Management zu tun haben, haben schon von Just
in Time gehört. Doch bevor Sie jetzt anfangen zu gähnen und sich fragen,
warum Sie einen Artikel über „Just in Time“ lesen sollten, lassen Sie mich
Ihnen zeigen, warum der Ausdruck unterschiedlich aufgefasst wird und welche
weitreichenden Fehler dadurch entstehen können.
Ich hatte meinen ersten Kontakt mit dem Begriff „Just in
Time“ vor mehr als 15 Jahren in meiner Schulzeit, als ich ein Referat über das Thema
für den Erdkundeunterricht vorbereiten sollte. Hätte mir damals jemand erzählt,
dass ich jetzt immer noch mit dieser Thematik zu tun habe, hätte ich ihn für
verrückt erklärt, denn damals fand ich das ganze Konzept relativ trivial und selbst
erklärend. Heute geht es Vielen sicherlich nach wie vor genauso. Ich werde
Ihnen drei grundlegende Fragestellungen zu JIT zeigen, die immer wieder
auftauchen und häufige Ursachen von Fehlern sein können
Frage 1: Was ist Just
in Time überhaupt?
Die Internet Seite mein-wirtschaftslexikon.de spricht von
der Just in Time Methode (1), Shingo und Ohno sprechen vom Just in Time Konzept oder Prinzip(2). Wenn man sich den
Unterschied zwischen den beiden Formulierungen verdeutlicht, wird
offensichtlich warum es hier um mehr als eine hohle Phrase oder theoretische
Haarspalterei geht:
Methode - Art und Weise, wie man etwas tut, um
ein Ziel zu erreichen; Synonym: Vorgehensweise (3)
Prinzip - Grundsatz oder Maßstab des
Handelns, der ein Unternehmen/einen Menschen leitet; Synonym:
Grundregel/Grundsatz (4)
Methoden bauen demnach auf Prinzipien
auf und ein Prinzip alleine genügt nicht um einen Prozess in standardisierter
Art und Weise auszuführen. Das heißt auf gut Deutsch: Einfach den
Anlieferprozess auf Just in Time umstellen funktioniert nicht, denn Just in
Time ist nur ein Prinzip. Erst muss eine Methodik entwickelt werden, wie die
Anlieferung durchgeführt wird und die dieses Prinzip beachtet. Das kann
mitunter bedeuten, dass viele vorgelagerte und nachgelagerte Prozesse neu
gestaltet werden müssen - Just in Time ist nicht einfach umzusetzen, so trivial
es auch auf dem Papier erscheinen mag. Eine einfache Methode, die das JIT
Prinzip in der Produktion umsetzt ist die Kanban Steuerung von
Produktionsprozessen (5).
Frage 2: Bedeutet
Just in Time, dass meine Waren dann geliefert werden wenn sie in der Produktion
benötigt werden?
Nein! Diese Definition ist falsch. Das würde zu
Stillstandzeiten führen und die sind bei produzierenden Betrieben recht
unbeliebt. Wenn man Just in Time übersetzt, bedeutet dies „gerade (noch)
rechtzeitig“. Der Unterschied zwischen In Time und Just in Time spielt dabei
eine wichtige Rolle. Das Wort Just bedeutet, dass Pufferzeiten und Sicherheitsbestände miteingeplant
werden müssen, sodass Entladevorgänge, intralogistische Prozesse aber auch
Lieferverzögerungen zeitlich kompensiert werden können. Dieser Puffer können
durch iterative Verbesserungen reduziert, aber niemals ganz abgeschafft werden
(bspw. würde eine genaue Terminierung der Anlieferungen Staus an der Rampe
vermeiden, sodass Abladevorgänge zügig von statten gehen und geplante Anlieferzeiten genauer eingehalten werden können).
Frage 3: Was ist der
Unterschied zwischen Just in Time und Just in Sequence?

Ich hoffe ich konnte Ihnen zeigen, dass sich selbst hinter bekannten und vertrauten Ausdrücken oftmals mehr versteckt als angenommen und viele Dinge erst dann Fragen aufwerfen, wenn man sich näher mit ihnen beschäftigt.
(1) http://www.mein-wirtschaftslexikon.de/j/just-in-time.php
(2) Shigeo Shingo - A Study of the Toyota Production
System from an Industrial Engineering Viewpoint (1989)(3) http://de.wiktionary.org/wiki/Methode
(4) http://de.wiktionary.org/wiki/Prinzip
(5) Taiichi Ohno – Workplace Management (2012)
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